Die Neugier von kleinen Kindern ist oft riesengroß: Alles muss entdeckt, erkundet und ausprobiert werden. Aufgrund des fehlenden bzw. nicht voll ausgebildeten Gefahrenbewusstseins, einer unsicheren Umgebung oder mangelnder Aufsicht kommt es häufig zu Verletzungen im Alltag. Glücklicherweise ist der Schreck oft größer als der Schmerz. Doch wie handelt man richtig bei Alltagsverletzungen der Kinder? Was kann man vorsorglich unternehmen, um im Notfall bestmöglich vorbereitet zu sein? Diese und weiter Fragen klärt SICHER AUFWACHSEN in diesem Artikel.
Im Notfall schnell das Richtige tun
Um in einer Notfallsituation richtig zu handeln ist es von großem Vorteil, Handlungssicherheit im Umgang mit Alltagsverletzungen zu erlangen. Dazu sollte man in erster Linie wissen, welche Verletzungen häufig auftreten und welche Maßnahmen je nach Verletzung als erstes getroffen werden sollten. Auch für Notsituationen gibt es bestimmte Schritte, die befolgt werden sollten, um das betroffene Kind bestmöglich zu versorgen, bevor ein Rettungswagen eintrifft.
Was sind Alltagsverletzungen?
Schürfwunden → Schürfwunden sind Verletzungen der Oberhaut, die bluten und nässen. Um Infektionen zu vermeiden sollte die Schürfwunden sofort mit kaltem Wasser ausgespült werden und Steinchen oder Splitter vorsichtig mit einer desinfizierten Pinzette entfernt werden. Anschließend ist es ratsam die Wunde zu desinfizieren und kleinere Wunden mit einem Pflaster abzudecken. Größere Wunden sollten mit einem sterilen Verband geschützt werden. Bei größeren Wunden sicherheitshalber einen Arzt drauf schauen lassen und auf die Verwendung von Salben oder Cremes verzichten.
Schnittwunden → Man sollte wissen, dass Schnittwunden je nach Tiefe unterschiedlich stark bluten. Um die Blutung zu stillen drückt man eine sterile Kompresse auf die Wunde und schützt diese im Anschluss mit einem Pflaster oder Verband. Bei tiefen Wunden sollte man den Arzt aufsuchen, da sie unter Umständen genäht werden müssen. Auch bei Schnittwunden ist es empfehlenswert auf Cremes und Salben zu verzichten.
Prellungen → Prellungen entstehen meist durch stumpfe Gewalt von außen und können sehr schmerzhaft sein, da das Gewebe gequetscht wird. Zur Erstversorgung ist die sogenannte PECH-Regel anzuwenden: 1. Pausieren, 2. Eis drauf, 3. Compression z.B. einen elastischen Druckverband anlegen, 4. Hochlagern
Nasenbluten → Nasenbluten sieht oft schlimmer aus als es ist. Schuld an dem Blutfluss ist meist ein gerissenes Gefäß in der Nasenscheidewand. Um das Nasenbluten zu stoppen hilft es sich aufrecht hinzusetzen und den Kopf leicht nach vorne zu neigen, damit das Blut abfließen kann. Ein feuchtes Tuch oder Kühlpack im Nacken unterstützt durch die Kälte die Blutgefäße zu verengen und stoppt die Blutung. Bei lang andauerndem oder wiederholtem Bluten empfiehlt sich ein Besuch beim Arzt.
Leichte Verbrennungen → Die erste Maßnahme bei leichten Verbrennungen ist sofortiges Kühlen, am besten unter fließendem Wasser, um tiefer liegende Hautschichten zu schützen. Die Wassertemperatur sollte 10-20 Grad betragen, da sich sonst die gesunden Blutgefäße zu stark zusammenziehen und das Gewebe nicht ausreichend versorgt werden kann. Aus den gleichen Gründen sollte nicht länger als 10 Minuten gekühlt werden. Bei schwerwiegenden Verbrennungen sofort den Arzt aufsuchen oder den Notruf wählen.
Verschlucken von kleinen Gegenständen → Das Verschlucken von Kleinteilen kann zu Atemnot führen und ist dadurch besonders gefährlich. Wenn das Kind einen kleinen Gegenstand verschluckt, legt man es als Rechtshänder auf den linken Oberschenkel und hält es gut fest. Dann schlägt man mit der flachen Hand auf die Fläche zwischen den Schulterblätter, so dass der Gegenstand herausfallen kann. Linkshänder legen das Kind auf den rechten Oberschenkel. Lässt sich der Gegenstand nicht entfernen, wählt man je nach Größe des Gegenstandes den Notruf oder sucht den Kinderarzt auf.
Insektenstiche → Insektenstiche sind in der Regel nicht gefährlich, können allerdings sehr schmerzhaft sein. Erste Hilfe bieten vor allem Kühlpacks oder kalte Tücher. Sollte ein Kind allergisch reagieren muss sofort der Notarzt gerufen werden, da ein allergischer Schock sogar zu Atemnot, Bewusstlosigkeit, Kreislauf- und Atemstillstand führen kann.
Bisse von Haustieren oder anderen Kindern → Bisse von anderen Kindern können, sofern die Oberhaut nicht verletzt ist, abgewaschen und gekühlt werden. Wenn die Haut beschädigt ist, gilt es die Wunde mit Wasser zu säubern und Desinfektionsmittel zu reinigen. Eine Kompresse schützt dann vor Entzündungen. Bisswunden von Tieren führen häufig zu Infektionen, wenn sie nicht sorgfältig gereinigt werden. Daher sollte die Wunde unter fließendem Wasser ausgespült und anschließend desinfiziert werden. Kleine Wunden mit einem Pflaster bedecken und größere Wunden mit einer Kompresse schützen. Bei Wunden am Kopf sollte stets der Notarzt gerufen werden.
Sonnenbrand → Wenn das Kind ungeschützt oder zu lange in der Sonne war und sich einen Sonnenbrand zugezogen hat, sollte es zu allererst aus der Sonne genommen werden und die betroffenen Hautstellen mit nassen Tüchern oder Quark gekühlt werden. Außerdem sollte viel Wasser oder Tee getrunken werden um den Flüssigkeitshaushalt der Haut auszugleichen. Bei Nebenwirkungen wie Übelkeit, Fieber oder Kopfschmerzen ist ein Besuch beim Arzt unumgänglich.
Grundsätzlich gilt bei allen Verletzungen, dass man einen Arzt aufsuchen sollte, sobald man ein ungutes Gefühl hat oder sich unsicher mit der Behandlung oder dem Heilungsverlauf ist.
Die Behandlung von Kindern
Da Kinder Unfälle anders wahrnehmen als Erwachsene ist es wichtig, dem Kind genau zu erklären, was man macht: „Die Kompresse drücken wir fest auf die Wunde, dann hört es auf zu bluten. Dann gehen wir zum Arzt, weil der die Wunde besser versorgen kann als ich.“ Außerdem kann es hilfreich sein, das Kind durch “kleine Aufgaben” abzulenken. Es könnte beispielsweise die Pflaster oder das Kühlpack festhalten. Lob, wie toll es die Situation meistert, hilft außerdem. Sofern mehrere Personen anwesend sind ist es ratsam, dass nur die dem Kind am vertrauteste Person die Erstbehandlung durchführt, um das Kind nicht zu nervös zu machen.
Wie handelt man in einem Ernstfall richtig?
- Ruhe bewahren – Das ist leichter gesagt, als getan. Es klappt aber am besten Ruhe zu bewahren, wenn man weiß, was zu tun ist. Denn je ruhiger man die Erstbehandlung durchführt, desto besser bewältigt man diese.
- Beurteilung der Situation – Atmung überprüfen, sowie schnell und vorsichtig auf Verletzungen untersuchen.
- Behandlung starten – Je nach Verletzung mit der Erstbehandlung beginnen. Bei Atem- oder Herzstillstand sofort mit Beatmung und Herzmassage anfangen und schnellstmöglich den Notruf wählen.
Wie gebe ich einen Notruf ab? Die „5 Ws“
1. Wo ist das Ereignis?
Der Ort des Ereignisses sollte so genau wie möglich angegeben werden: Stadtteil, Straßenname, Hausnummer, Stockwerk, Besonderheiten wie Hinterhöfe
2. Wer ruft an?
Den eigenen Namen, den Standort und eine Telefonnummer für Rückfragen nennen
3. Was ist geschehen?
Knapp beschreiben was passiert ist
4. Wie viele Betroffene?
Die Anzahl der betroffenen Personen, ihre Lage und die Verletzungen einschätzen. Bei Kindern auch das – gegebenenfalls geschätzte – Alter angeben
5. Warten auf Rückfragen!
Nicht sofort auflegen! Der Mitarbeiter hat vielleicht noch Rückfragen und beendet andernfalls das Gespräch
Vorbeugende Maßnahmen
- Hausapotheke auffrischen: Mullbinden und sterile Wundkompressen, Heftpflaster und Pflasterstrips, Desinfektionsmittel, Pinzette, Kühlpacks im Kühlschrank
- Einen Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Kinder besuchen
- Notfallausrüstung für unterwegs (Pflaster, Kompressen, Desinfektionsmittel, Stofftaschentuch). hier eignet sich beispielsweise Dr. Till´s Kindernotfallbox*
- Wichtige Telefonnummern parat haben, z.B. am Kühlschrank aushängen. Dazu zählen unter anderem die Nummern von Notarzt (112), Giftzentrale (0228-19240) und dem Kinderarzt
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